Wenn ich den Initiativgegnern zuhöre, dann habe ich das Gefühl, ich sei im falschen Film. Sie tun so, als ob diese Initiative verlange, dass niemand mehr in die Schweiz kommen dürfe. Das ist natürlich Schwachsinn. Es wandern jedes Jahr auch Menschen aus der Schweiz aus, und die Geburtenrate liegt in der Schweiz bei 1,28 Kindern pro Frau. Es müssten 2,1 sein, damit die Bevölkerungszahl stabil bleibt. Auch wenn wir die Bevölkerungszahl beschränken, können also immer noch sehr viele Menschen zuwandern. Was wir aber wollen, ist, dass es Stabilität, Ausgleich und Nachhaltigkeit gibt, dass sich die Bevölkerungszahl bei 10 Millionen einpendelt.
Es gibt viele Menschen in diesem Land, die sagen würden, 10 Millionen seien schon zu hoch, wir seien jetzt schon zu viele. Ja, man kann darüber streiten. Sie wiederum sagen, es sei sehr einfach möglich, dass wir noch mehr Menschen werden, 11, 12 oder 15 Millionen – ich habe von Ihnen nie gehört, wie viele es denn genau sein sollen -, wir müssten einfach mehr Infrastrukturen bauen, mehr in die Integration investieren, mehr dies und mehr das. Aber Sie sind überall, wo es um Ausbau geht, um den Ausbau von Infrastrukturen, um den Ausbau zum Beispiel der Energieversorgung, der Stromversorgung, dagegen. Man könnte natürlich sagen: Ja, das geht. Ich war einmal in Hongkong; man kann Menschen auch stapeln, in riesigen Wolkenkratzern, das kann man schon machen. Aber das ist gar nicht die Frage. Die Frage ist: Will das unsere Bevölkerung? Wollen wir das? Und was ist dann noch unsere Lebensqualität? Wir müssen die Frage nach der Lebensqualität stellen. Und in dieser Hinsicht ist es klar: Es gibt eine Grenze. Und wir sagen: Diese Grenze liegt bei 10 Millionen.
Denn mehr Menschen, ich habe es gesagt, bedeuten mehr Infrastrukturen, mehr Energie, mehr Spitäler und mehr Schulen. Gerade in den Schulen merkt man die Probleme. Was wir hier diskutieren – ja, wir brauchen Zuwanderung für die Wirtschaft, wir brauchen Zuwanderung, weil wir den Menschen aus humanitären Gründen helfen müssen -, wird auf dem Buckel unserer Kinder in den Schulen ausgetragen. Dort sieht man die Probleme unmittelbar.
Ich wuchs selber in einer Agglomerationsgemeinde auf, und ich erlebte das in meiner Schulzeit eins zu eins. Das war nach dem Jugoslawien-Krieg, als sehr viele Menschen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens kamen. Ich habe gesehen und erfahren, dass Integration immer eine Frage der Anzahl ist. Sie können sehr gut zwei ausländische Schüler in einer Schulklasse integrieren. Integration funktioniert aber nicht mehr, wenn ein Drittel, wenn die Hälfte, wenn zwei Drittel einer Klasse aus ausländischen Kindern besteht. Es funktioniert dann nicht mehr. Es gibt Sprachprobleme. Wir hatten Probleme mit kulturellen Konflikten, als die Albaner auf dem Pausenplatz auf die Serben losgingen sind und das austrugen. Das ist nicht gut, das ist nicht gut für unsere Kinder.
Zahlen der Universität Basel zeigen, dass in der Deutschschweiz bereits über die Hälfte der Kinder zu Hause eine oder mehrere Fremdsprachen sprechen. Jedes fünfte Kind spricht bei der Einschulung, also Anfang Kindergarten, zu Hause gar nicht oder nur selten Deutsch. Im Kanton Thurgau hat man Sprachtests gemacht und gesehen, dass ein Viertel der getesteten Kinder nicht genügend gut Deutsch spricht, um dem Unterricht folgen zu können, und viele davon haben bereits einen Schweizer Pass.
Hier läuft doch etwas schief, das können Sie nicht einfach ignorieren. Es ist entscheidend für den Erfolg der Integration, für den Erfolg der Bildung, dass die Kinder dem Unterricht in der Unterrichtssprache folgen können. Und ja: Wir können mit vielen Massnahmen, mit Nachhilfeunterricht, mit Integrationsmassnahmen helfen. Aber das hat Grenzen. Das hat Grenzen, und es ist immer eine Frage der Anzahl. Zudem fehlen uns Lehrpersonen, und das ist ein Teil des Fachkräftemangels, von dem Sie immer sprechen. Mehr Menschen, mehr Schüler bedeuten auch mehr Lehrpersonen, und das fördert auch den Fachkräftemangel. Hören wir auf, auf dem Buckel unserer Kinder irgendwelche ideologischen Vorstellungen zu verwirklichen und kommen wir zu einer nachhaltigen Lösung: Begrenzen wir das massive Wachstum.