Der Bundesrat wird beauftragt, ein nationales Forschungsprogramm für die Organ-on-Chip-Technologie zu lancieren. Dieses soll zum Ziel haben, die Entwicklung, Validierung und Standardisierung dieses Ansatzes zu fördern sowie deren wirtschaftliches Potential und gesellschaftliche Auswirkungen zu untersuchen.
Grund des Vorstosses:
Organs-on-Chip sind hochpräzise wissenschaftliche Geräte, die menschliche Organe in Miniatur nachbilden, indem sie echte Zellen über winzige Kanäle und Kammern miteinander verbinden. Zum Beispiel ist es heute möglich, die menschliche Leber auf diese Weise zu studieren.
Oftmals sind Studien mit Organs-on-Chip aussagekräftiger als herkömmliche Tierversuche. Sie haben das Potential, die Entwicklung neuer Medikamente erheblich zu beschleunigen. Damit geht ein grosses wirtschaftliches Potential einher. Gemäss Schätzungen könnte die globale pharmazeutische Industrie alleine durch die Chip-Leber drei Milliarden US-Dollar jährlich einsparen.
Laut Expertinnen und Experten stehen Organs-on-Chip jedoch auch vor Herausforderungen. So können manche eingesetzten Materialien Studien verfälschen, weil sie Wirkstoffe aufnehmen. Zudem braucht es weitere Forschungsarbeit, um die Verlässlichkeit verschiedener Organ-on-Chip-Ansätze zu prüfen. Allgemein fehlt es dem Forschungsfeld noch an gemeinsamem Vokabular, standardisierten Abläufen und Standards für die Berichterstattung. Dies erschwert das Zusammenarbeiten zwischen verschiedenen Institutionen und Forschenden.
Zahlreiche Länder in Europa treiben die Forschung an Organs-on-Chip bereits mit eigenen Förderstrukturen voran, nicht jedoch die Schweiz. Dies, obwohl die Schweiz ein führender Forschungs- und Pharmaziestandort ist und den Tierschutz hoch gewichtet. Ein nationales Forschungsprogramm ist notwendig, damit die Schweiz den Anschluss nicht verliert und bietet die Chance, die Führungsposition der Schweiz im Forschungsbereich auszubauen.
Antwort des Bundesrates:
Der Bund fördert die Forschung im Allgemeinen nach dem Bottom-up-Prinzip: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler reichen Forschungsvorhaben ein, die unter anderem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) im Wettbewerb finanziert werden. Dieses Prinzip gilt auch bei der Innovationsförderung für Projekte, die von Innosuisse unterstützt und von der Privatwirtschaft mitfinanziert werden.
Zurzeit unterstützt der SNF über das Nationale Forschungsprogramm «Advancing 3R» (NFP 79) und das Schweizerische 3R-Kompetenzzentrum (3RCC) über sein Projektförderprogramm mehrere Vorhaben im Bereich «organs on a chip» (siehe auch Antwort auf das Postulat 24.4695). Innosuisse ist am NFP 79 beteiligt. Dem Transfer einer für klinische Versuche erfolgversprechenden Technologie in die Privatwirtschaft steht grundsätzlich nichts im Weg. In jüngster Zeit wurden im Zuge dieser innovativen Projekte mehrere Start-ups gegründet, beispielswiese zur Nachbildung von Lunge und Leber. Diese Start-ups arbeiten mit Pharmaunternehmen zusammen.
Für die Forschungsförderinstrumente wie das NFP verweist der Bundesrat auf das etablierte Auswahlverfahren. In den Prüfrunden für neue NFP werden basierend auf den Vorschlägen der interessierten Kreise und der bestehenden Strategien des Bundes sowie unter Berücksichtigung der parlamentarischen Anträge mögliche Themen ausgewählt. Die Themenvorschläge für ein NFP werden anschliessend im Rahmen einer Gesamtbeurteilung priorisiert und die Bundesämter über den interdepartementalen Koordinationsausschuss für die Ressortforschung konsultiert. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation erarbeitet anschliessend die Programmvorschläge, die dem SNF für eine Machbarkeitsprüfung unterbreitet werden. Nach diesen ersten Schritten entscheidet der Bundesrat in Abhängigkeit der verfügbaren Mitteln über die Lancierung eines neuen NFP. Der Bundesrat hält es nicht für sinnvoll, ein bestimmtes Thema mit einem speziellen NFP-Prozess zu fördern.
Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion.