20.244695 Alternativen zu Tierversuchen. Forschungsstandort Schweiz stärken!

Grund des Vorstosses:

Die Schweiz hat als führender Forschungs- und Pharmaziestandort auch das Potenzial und die Chance, die Entwicklung und Nutzung tierversuchsfreier Methoden voranzutreiben. Dies ist auch im Sinne des Tierschutzes und des erklärten Ziels des Bundesrats, Tierversuche wo immer möglich zu reduzieren und zu ersetzen. Zudem liegt in tierversuchsfreien Methoden ein erhebliches ökonomisches Potential.

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt jedoch, dass andere Länder in vielen Punkten schon weiter sind als die Schweiz. Um nur einige Beispiele zu nennen: In zahlreichen Ländern – so etwa Deutschland, Grossbritannien und in den Niederlanden – gibt es gezielte Förderprogramme für sogenannte «Organs on a Chip», d.h. hochpräzise Miniaturmodelle menschlicher Organe, mit denen sich gewisse Tierversuche vermeiden lassen. Die deutsche Bundesregierung lässt eine «Reduktionsstrategie» für Tierversuche erarbeiten. In den Niederlanden gibt es ein Zentrum für sogenannte «Helpathon»-Workshops, in denen Forschende gemeinsam ihre Forschungsideen überarbeiten, um ohne Tierversuche auszukommen. Die dortige Forschungsförderstiftung ZonMw setzt bewusst finanzielle Anreize für tierversuchsfreie Projekte. Und es gibt an der Universität Utrecht einen eigenen Lehrstuhl in «evidenzbasierter Transition zu tierversuchsfreien Innovationen». Um nicht hinters Ausland zurückzufallen und um sich im internationalen Forschungsfeld optimal zu positionieren, ist eine Auseinandersetzung mit solchen ungenutzten Möglichkeiten chancenreich und wertvoll für den Forschungsstandort Schweiz.

Antwort des Bundesrates:

Der Bundesrat will die Schweiz als weltweit führenden Forschungsstandort erhalten und gleichzeitig das Tierwohl gewährleisten. Zu diesem Zweck unterstützt der Bund mehrere Programme und Initiativen im Bereich 3R («replace, reduce, refine»), insbesondere das Nationale Forschungsprogramm «Advancing 3R» (NFP 79) und das Schweizerische 3R-Kompetenzzentrum (3RCC), deren Ziel darin besteht, die Tierzahl in wissenschaftlichen Versuchen zu reduzieren. 2021 lancierte das 3RCC eine Ausschreibung im Umfang von einer Million Franken, um Alternativen zu Tierversuchen des höchsten Schweregrads zu finden. Mehr als die Hälfte der vom 3RCC unterstützten Forschungsprogramme betreffen den Ersatz oder die Reduktion von Tierversuchen. Das 3RCC fördert zudem mithilfe zweckgebunderer Stipendien die Umsetzung bestehender Methoden für den Wissenstransfer in die Praxis. Dank der Arbeiten des 3RCC und des NFP 79 ist die Schweiz gut aufgestellt, um das 3R-Prinzip voranzutreiben – sowohl zur Entwicklung von Methoden, mit denen Tierversuche ersetzt oder reduziert werden können (z. B. organs on a chip, Zellkulturen), als auch zur Beantwortung zentraler Fragen zu den gesellschaftlichen Auswirkungen von Tierversuchen und den Konsequenzen einer tierversuchsfreien Forschung. Mehrere Projekte des NFP 79 befassen sich mit ethischen Aspekten. Ihr Ziel ist es, Fragen in Zusammenhang mit einem Ausstiegsplan für Tierversuche, den Vor- und Nachteilen von Tierversuchen für die Gesellschaft und mit der Definition des 3R-Prinzips zu beantworten. Alle diese ethischen und wissenschaftlichen Projekte werden von Forschenden geleitet, die den Entwicklungen im Ausland Rechnung tragen. Ausserdem sind sowohl in der Leitungsgruppe als auch im «Implemetation Advisory Board» des NFP 79 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertreten. Die Mitglieder des NFP 79 tauschen sich regelmässig mit Forschenden aus dem Ausland aus (u. a. mit den Mitgliedern der Forschungsförderstiftung ZonMw). Das 3RCC beteiligt sich auch an internationalen Initiativen wie der European Cooperation in Science and Technology (COST) mit der COST Action «CA21139 – 3Rs concepts to improve the quality of biomedical science» und dem «Togeth3R Consortium» (in der 3R-Schulung aktiv).

Mit den verschiedenen Förderinstrumenten und den Mitteln von Bund, Kantonen und Privatwirtschaft, die gegenwärtig in das 3RCC, das NFP 79 und an die Universitäten fliessen, kann der 3R-Bereich in der Schweiz gut vorangetrieben werden. Der Schweizerische Nationalfonds kann auch ausserhalb des NFP 79 kompetitive Projekte zur Förderung der 3R-Prinzipien (z. B. organs on a chip) unterstützen. Darüber hinaus ermöglichen die für 2027 erwarteten Ergebnisse des NFP 79 eine Standortbestimmung der Schweiz auf internationaler Ebene. Im Schlussbericht werden Empfehlungen für eine noch gezieltere Förderung des 3R-Prinzips formuliert und die damit verbundenen Herausforderungen aufgezeigt. Ein Vergleich mit den Massnahmen im Ausland ist deshalb verfrüht.

Der Bundesrat beantragt die Ablehnung des Postulates.

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